Unser langjähriger Messner Franz Reischer ist gestorben.
Wie jeden Sonntag überreichte Pfarrer Jozef im Zuge der Messfeier am 14. September die Schale mit den Hostien seinem Kommunionspender und Messner Franz Reischer. Dieser schritt bedächtig in unserer Kirche nach hinten, die Ruhe in Person. Wie immer kamen die Gläubigen aus den hinteren Reihen und dem Chorraum zu ihm, um aus seiner Hand den Leib Christi zu empfangen. Niemand ahnte, dass es das letzte Mal sein würde.
Franz Reischer hat schon beim Pfarrer P. Augustin Mrnka dem damaligen Messner Stefan Panzenböck geholfen. Als P. Augustin 1970 die Pfarre verließ, bat er den 40-jährigen Reischer: „Lassen Sie mir den P. Berthold nicht im Stich!“ „Und das hab´ ich ihm versprochen, und so bin ich geblieben“ erzählte Franz manchmal, wie er nach dem Tod des Messners Panzenböck hauptverantwortlich für den Sakristeidienst wurde.
P. Berthold Schneckenleitner war der nächste Kaumberger Pfarrer für mehr als 30 Jahre, dann folgte für kurze Zeit P. Johannes Ganseforth, danach fünf Jahre Dr. Slavomir Dlugoš, ein Jahr Abt Matthäus Nimmervoll und seit 2010 wirkt Mag. Jozef Hurák als Seelsorger in Kaumberg. Die Pfarrer und Ministranten haben gewechselt, Messner Franz ist geblieben und war dem jeweiligen Priester unschätzbare Hilfe in seinem Dienst und den Kindern ein freundlicher „Opa“. Unzählige Heilige Messen, Andachten, Taufen, Hochzeiten und Begräbnisse hat er in Sakristei und Altarraum vorbereitet und die liturgischen Feiern im Hintergrund begleitet, obgleich er auch zu Hause für seine eigene, große Familie unermüdlich tätig war. Seit 20 Jahren hat er zusätzlich als Wortgottesdienstleiter und Kommunionspender die Seelsorger entlastet.
In den letzten Jahren konnte er sich aus den alltäglichen Messnerpflichten ein wenig zurück ziehen, Jüngere haben sich gefunden und wichtige Dienste in unserer Pfarrkirche übernommen. Aber er war der verlässliche und humorvolle Lehrmeister in all den speziellen Fragen des Kirchenjahres, im wahrsten Sinn des Wortes ein „Kirchenvater“, wie man Messner früher gerne nannte.
Am Mittwoch, den 17. September 2014 lief die traurige Botschaft durch Kaumberg: Franz Reischer ist im 86. Lebensjahr gestorben. Um die Mittagszeit im sonnendurchfluteten Garten, unerwartet, bei der Arbeit, hat Gott ihn zu sich gerufen.
Lebenslauf, zusammengestellt von Franz Reischer (Sohn)
Geboren am 28. März 1929 in Kaumberg.
1930 starb sein Vater Robert Hofstätter an einem Verkehrsunfall. Beim Absteigen von einer Heu-Fuhre wurde er von einem Auto überrollt.
Seine Mutter Maria Reischer heiratete auf den Brennhof (Reischer). Er selbst kam zu den Großeltern Meninger-Reischer und nach deren Tod im Alter von etwa 11 Jahren zu Tante Josefa Pflügler (Ringmaurer).
Nach Absolvierung der damaligen 8-stufigen Volksschule arbeitete er als Landwirtschaftsarbeiter bis 1953 bei der Tante.Von 1953 bis 1958 fand er als „Kraftfahrer“ beim Vater (Johann Deimbacher) seiner zukünftigen Ehefrau Maria im Holzhandel eine Anstellung. Diese heiratet er 1955, wo im Laufe der gemeinsamen Ehejahre 8 Kinder, 13 Enkel und 9 Urenkel ihr Familienleben ausfüllen.
Von 1958 bis 1961 bei der Firma Lux in Hainfeld als Kranführer, sowie nach weiteren Anstellungen bei der Firma Weikersdorfer in der Ramsau und beim Sägewerk Schöny in Kaumberg, kam er 1965 zum Bundesministerium für Landesverteidigung, zuerst in die Kaserne nach Spratzern und kurze Zeit später in die Hesserkaserne nach St. Pölten, wo er bis zu seiner Pensionierung 1989 in der Bekleidungskammer (als Zivilist) tätig war.
Auch schon als junger Bursch als helfender Mesner tätig, übernahm er nach dem Tod seines Vorgängers (Hr. Panzenböck) das Mesneramt in der Pfarrkirche Kaumberg.
Und so lernte er im Laufe der Jahre neben Pater Augustin M., lange Zeit bei Pater Berthold S., Pater Johannes G., H. Slavomir D., Abt Matthäus N. und zuletzt auch H. Jozef H. nicht nur kennen, sondern verbrachte in seiner Berufung als „Diener Gottes“ sehr viel Zeit in der Kirche und Pfarre. Auch als Kommunionhelfer war es ihm eine Herzensangelegenheit, hier in der Pfarre Kaumberg mitwirken zu können.
1987 wurde ihm vom Abt des Stiftes Lilienfeld, Norbert Mussbacher, das silberne Ehrenkreuz und 2003 von Abt Matthäus Nimmervoll das goldene Ehrenkreuz des Stiftes überreicht. Auch der Bischof von St. Pölten, Kurt Krenn, sprach ihm 2003 Dank und Anerkennung aus.
Obwohl Auszeichnungen nie für ihn wichtig waren, freute er sich auch über das Mesner – Ehrenzeichen in Gold, das ihm von der Mesner Gemeinschaft der Diözese St. Pölten 2006 verliehen wurde.
Arbeiten im Haus und im Garten waren bis zur letzten Minute eine freudvolle Aufgabe.
Frieden und Harmonie sein Lebensmotto.
Danke, dass wir bei ihm sein durften!
Zusammengestellt von Franz Reischer (Sohn) im September 2014