Hochwasseralarm verhinderte vorerst die Festlichkeit

Eigentlich sollte ja die Einweihung des neuen Tabernakels am Sonntag, 15. 09.2024 vorgenommen und entsprechend gefeiert werden. Doch dann überzog genau an diesem Wochenende eine massive Starkregenfront unser Land, sodass ganz Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt werden musste. Gott sei Dank blieben Kaumberg und das Triestingtal von Hochwasserschäden weitgehend verschont, dennoch war diese Tage an Feiern nicht zu denken. Eine Woche später sah die Welt wieder freundlicher aus. Am Sonntag, 22.09.2024 konnte nun der historische Akt im Rahmen einer Festmesse vollzogen werden. Pfarrer Slavomír Dlugoš stand die Freude ins Gesicht geschrieben, als er die

Historische Entwicklung zur heutigen Altarraumgestaltung

erläuterte: „Vor 250 Jahren, im Jahr 1774, wurde in der Stiftskirche Lilienfeld in der Josefi-Kapelle ein barocker Hochaltar abgetragen und in unsere Kirche übertragen. Hier ist er 185 Jahre gestanden. Im Zuge der großen Innen- und Außenrenovierung wurde er 1959 abgetragen und ein Übergangsaltar wurde errichtet. Einige von euch erinnern sich vielleicht noch an diesen: In der Mitte stand der goldene Tabernakel, der jetzt in der Marienkapelle ist, zusammen mit dem Kreuz, das im Gang im Pfarrhof hängt.
Dieser Übergang dauerte 28 Jahre bis 1987. Dieses Jahr war geprägt von der Errichtung des Volksaltares mit Hängekreuz, Taufbecken und Ambo. Der goldene Tabernakel ist geblieben. Die mühseligen und aufwendigen Vorarbeiten waren geleistet, und alles war bereit. Planmäßig wurde mit der Arbeit in der Kirche begonnen, und termingerecht konnte alles durchgeführt werden. Die Witterung stellte jedoch eine Herausforderung dar; Schneefall und Kälte bis -10 Grad machten das Betonieren manchmal unmöglich, sodass Arbeiten verschoben werden mussten. Dennoch konnte alles rechtzeitig fertiggestellt werden, und so wurde am Palmsonntag, dem 12. April 1987, die Weihe vollzogen. Für P. Berthold war das Werk damit vollendet.
Am 7. Juli 1995 feierte er sein 25-jähriges Jubiläum als Seelsorger in Kaumberg. Organisiert von Hr. Johann Deimbacher erhielt der Jubilar als Geschenk eine Pieta, von Bürgermeister Michael Singraber wurde er zum Ehrenbürger ernannt. Am 3. Adventssonntag 1999 wurde noch während seiner Zeit die Statue des Hl. Johannes enthüllt und geweiht.
Im Jahr 2003 – in der kurzen Zeit von P. Johannes Ganseforth, kam es zu einer schnellen Änderung im Altarraum: Der goldene Tabernakel wurde in die Marienkapelle gestellt und durch einen grünen Tabernakel aus Holz ersetzt. Eine Kommunionbank wurde angeschafft, sowie ein großes Bild des Barmherzigen Jesus. Die Kommunionbank hatte jedoch keine lange Dauer, und auch das große Bild wurde, nachdem ich für die Pfarre zuständig wurde, gegen ein kleineres ausgetauscht. Seit meiner Zeit in der Pfarre wurde immer wieder darüber gesprochen, den goldenen Tabernakel wieder aufzustellen.
Es muss jedoch ehrlich gesagt werden, dass beide nicht ganz ideal waren. Der goldene war zu klein, um eine Monstranz zu beherbergen, und der grüne mit zwei Türen war nicht nur symbolisch verwirrend, sondern auch ästhetisch nicht passend für unsere Kirche. Soweit zur Geschichte!“

Theologische Bedeutung

Theologisch betrachtet sei Kirche zunächst die Gemeinschaft derer, die im Namen Jesu zusammenkommen, wo er selber – gemäß seiner Verheißung – mitten unter ihnen verweile. So sei der Versammlungsraum auch das Haus Gottes, wo uns Jesus im Tabernakel mit seiner bleibenden Gegenwart beschenke. Der beleuchtete Tabernakel während der Heiligen Messe verweise auf dieses tiefe Geheimnis: Gott im lebendigen Brot, der ganz Andere.
„Möge uns der Tabernakel daran erinnern, dass auch wir Gott in uns tragen und dazu aufgerufen sind, die Welt schöpferisch zu gestalten“ wünschte Pfarrer Slavomír seiner Gemeinde.

Die Weihe

Nach der Kommunionspendung erhob sich die Kirchengemeinde und stimmte das Lied „Deinem Heiland, deinem Lehrer“ an. Nun zog der Priester, begleitet von den Ministranten, von der Marienkapelle zum Altar und stellte die Monstranz in den Tabernakel. Mit einem Gebet und durch die Übertragung des Allerheiligsten in den neuen Tabernakel wurde dieser auf schlichte, aber eindrucksvolle Weise geweiht. Der Priester, die Ministranten und die ganze Gemeinde knieten nieder zu einer kurzen Anbetung. In die Stille hinein ertönte „Locus iste“ von Anton Bruckner, behutsam intoniert vom Kirchenchor. Anschließend folgte der eucharistische Segen.

Herberge des Allerheiligsten

Nach dem Segen erzählte Pfarrer Slavomír von der Gestaltung des Tabernakels: „Wir haben Stein und Glas ausgewählt – Materialien, die in unserer Kirche vorhanden sind und den Altarraum harmonisch vollenden. Die betenden Hände beim geschlossenen Tabernakel, soweit es das Glas erlaubte, darzustellen, stehen symbolisch für uns mit unseren Leben, Plagen und Freuden, hellen und dunklen Farben, die trotz allem eine Harmonie ergeben. Das Leben ist schön! Der vergoldete Rahmen sowie die gläsernen Elemente, die beim offenen Tabernakel wie Engelsflügel wirken, stehen für das Göttliche, das uns berührt. Das Gesamte vermittelt den Eindruck eines Mysteriums, insbesondere wenn man bedenkt, dass das Glas das Allerheiligste beherbergt – ein Geheimnis, Geheimnis des Glaubens.“

Große Dankbarkeit gegenüber allen Mitwirkenden

Der Seelsorger der Pfarre Kaumberg bedankte sich zum Schluss für die breite Unterstützung dieses Projektes, sei es durch die großherzige Spendenbereitschaft, die konkrete Mitarbeit bei den verschiedenen Planungs- und Arbeitsschritten bis zur gelungenen Umrahmung der Festmesse.

Mit dem Lied „Großer Gott, wir loben dich“ und festlichem Glockengeläute endete die historische Feierstunde.


Fotos: Siegfried Konrad jun./ sikos.photos (Galerie in Arbeit!)
Text: Pfarrer Slavomír Dlugoš, Elli Pfeiffer-Lintner

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